IN DER WEIHNACHTSBÄCKEREI
In der Weihnachtsbäckerei gibt es einiges zu entdecken. An der Tür hängt ein riesiger Kranz mit ganz vielen Fichtenzapfen und roten glänzenden Kugeln. An den Fenstern sind die schönsten Schneeflocken aufgeklebt und auf den Vorhängen tanzen kleine Lebkuchenmännchen mit Zuckerstangen. Auf einem mit Mehl verstaubten Regal steht ein altes Radio in dem schon seit Jahren dieselbe Kassette jeden Tag die gleichen Weihnachtslieder abspielt. Daneben sitzt ein lächelnder Weihnachtself, er lehnt an dem abgegriffenen Backbuch das jeden Tag für die Plätzchen genutzt wird. Und auch ein singender Engel steht dort. Am Kühlschrank, in dem Butter und Milch für die Plätzchen aufbewahrt werden, hängt ein kleiner magnetischer Nikolaus. Und da auf der Arbeitsfläche neben dem Ofen, wo ganz viel Mehl und Zucker stehen, ziehen 5 Rentiere einen Schlitten voll mit Geschenken.
In der Weihnachtszeit sind jeden Tag viele Kinder hier in der Weihnachtsbäckerei. Von morgens bis abends läuft das Radio und es wird fleißig gebacken. Auch heute kommen wieder viele neugierige Kinder. Überall wird Mehl verteilt und es duftet nach leckeren Plätzchen. Doch als die Kinder diesen Abend gehen und die Tür mit dem großen Kranz verschließen, haben sie etwas vergessen. Das Radio läuft noch…
„Kann mal jemand den Lärm hier ausmachen? Ich höre es doch eh den ganzen Tag über“, brummt der Nikolaus am Kühlschrank. „Du hast gut reden“, ruft der sonst lächelnde Elf grimmig. „Ich sitze genau daneben!“ „Also ich mag die Musik. Da kann man so schön mitsingen“, freut sich der Engel. „Lebkuchenmännchen was sagt ihr denn dazu?“, fragt nun der Nikolaus. Die Lebkuchenmänner haben gerade angefangen wirklich mit ihren Zuckerstangen einen kleinen Tanz hinzulegen. Nun halten sie inne und blicken zum Nikolaus. „Nie können wir zu der Musik tanzen. Immer müssen wir starr sein und so tun, als wären wir nur Dekoration auf einem alten Vorhang“ „Siehst du“, ruft der Engel erfreut. „Die Lebkuchenmännchen finden die Musik auch schön!“ Doch der Nikolaus will sich noch nicht geschlagen geben. „Hey Elf! Kannst du bitte aufstehen und die Musik ausmachen? Dich stört sie doch auch!“ Der Elf blickt zum Radio und dann zum Nikolaus. „Du kennst doch unsrer Regeln: Wir dürfen uns nur so viel bewegen, dass es den Menschen nicht auffällt. Da kann ich doch nicht einfach aufstehen und herumlaufen!“ Der Nikolaus antwortet nicht. Er sieht sich in der Bäckerei um und überlegt.
Plötzlich hat er eine Idee, er ruft: „Hallo ihr Rentiere dort drüben beim Mehl. Wollt ihr schnell zu mir herüberfliegen und mich zum Radio bringen?“ Zunächst antworten die Rentiere nicht, aber alle im Raum sehen wie sie ihre Köpfe zusammenstecken (was übrigens gar nicht so leicht ist mit ihrem Geweih) und miteinander diskutieren. Da spricht das Rentier, welches ganz vorne am Schlitten steht: „Wir würden dich schon abholen, denn die Musik stört auch uns. Aber wir sind lange Zeit nicht mehr geflogen und es wird sicher anstrengend werden. Hast du denn etwas als Lohn für uns?“ Der Elf wird unruhig: „Das wird niemals gut gehen Rentiere und Nikolaus! Wie wollt ihr das schaffen?“ Der Nikolaus lacht. „Ich öffne den Kühlschrank für euch und ihr könnt essen was ihr wollt, nachdem wir diese Musik ausgeschaltet haben.“ „In Ordnung“, ruft das vordere Rentier „wir wollen es versuchen!“
Jetzt hat der Engel aufgehört zu singen. Er beobachtet gespannt die Rentiere. Diese fangen langsam an zu laufen, doch da sie sich schon lange nicht mehr bewegt haben sieht es sehr lustig aus. Nun haben auch die Lebkuchenmännchen aufgehört zu tanzen. Sie lachen sie krumm über die Rentiere. Eines rutscht auf dem Mehl aus und fällt auf die Nase, die dadurch ganz rot wird. „Mensch Rudolf, warum passiert das immer dir?!“ schimpft ein anderes Rentier. Dieses ist unvorsichtig und stößt eine geöffnete Packung Mehl um. Gerade als das vorderste Rentier ruft: „Jetzt alle in die Luft!“ verteilt sich eine große, weiße Mehlwolke und hustend heben die Rentiere ab. Kaum einer von ihnen sieht wo sie hinfliegen und so landen sie erst einmal auf dem Boden. Überall liegen die Geschenke aus dem Schlitten verteilt.
Der Elf schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. „Was habt ihr euch dabei gedacht? Seht ihr nicht was ihr angerichtet habt!“ „Naja, schlimmer kann es jetzt nicht mehr werden“, meint der Nikolaus. „Außerdem fehlt euch nur die Übung. Der zweite Versuch klappt sicher!“ Ermutigt von den Worten starten die Rentiere einen neuen Versuch. Die Geschenke sind schnell eingesammelt und hier am Boden haben sie viel mehr Platz zu laufen.
Schon klingt der Ruf: „Jetzt alle in die Luft!“ Da staunen sogar die Lebkuchenmännchen. So schön haben sie schon lange niemanden mehr fliegen sehen. Das Mehl auf der Backfläche ist längst vergessen. Sie halten neben dem Nikolaus und er löst erst Hände und dann Füße vom Kühlschrank und klettert in den Schlitten. „Hejja Hop!“, ruft er übermutig. Die Rentiere steuern sicher auf das Regalbrett zu. Schnell springt der Elf auf, um Platz zu machen. Doch auch er hat sich schon lange nicht mehr bewegt und stolpert gleich. Dabei kippt er gegen das alte Backbuch und dieses fällt vom Regal nach unten in den Mülleimer. „Oh nein!“ ruft der Elf schockiert. „Das ist alles deine schuld!“ Doch der Nikolaus erwidert: „Was kann ich denn dafür, wenn du stolperst?“ „Naja, schlimmer kann es jetzt nicht mehr werden“, sagt diesmal der Engel. Mit etwas wackeligen Knien steigt der Nikolaus aus dem Schlitten und geht zum Radio. Mit aller Kraft drückt er mit seinen Händen auf den Aus-Knopf. Die Lebkuchenmännchen sind enttäuscht.
Einer von ihnen wendet den Blick ab und sieht aus dem Fenster. „Es wird hell draußen. Ich glaube da kommt jemand!“ Schnell läuft der Nikolaus zum Schlitten und die Rentiere fliegen mit ihm zum Kühlschrank. Dort öffnet er die Tür und nimmt eine Packung Milch heraus. Er legt sie in den Schlitten neben die Geschenke und sagt: „Vielen Dank Rentiere. Ihr habt mir sehr geholfen.“ „Schnell! Beeilt euch! Es kommt wirklich jemand zu uns. Der darf euch so nicht sehen!“ ruft ein weiteres Lebkuchenmännchen vom Fenster.
Zwar hat das fliegen bei den Rentieren schon gut funktioniert, aber die Landung bis jetzt nicht. Hektisch steuern sie auf die Arbeitsfläche zu, auf der überall das Mehl verteilt liegt. „Jetzt alle runter“, erklingt der Befehl. Doch Rudolf ist schon lang dabei zu landen und überschlägt sich. Dabei haut er sich seine Nase schon wieder an. Aber es ist noch was passiert! Die Milchpackung ist aus dem Schlitten gefallen und aufgeplatzt. Überall ist jetzt Milch und Mehl. Mit quietschenden Hufen erreichen die Rentiere ihren Platz.
Da geht das Licht an und der alte bärtige Mann, dem die Weihnachtsbäckerei gehört steckt den Kopf zur Tür herein. Er sieht sich verwundert um: „Wo ist das Backbuch mit dem Rezepten geblieben. Und warum ist hier so eine riesengroße Kleckerei zwischen Mehl und Milch? Wahrscheinlich gehört sich das einfach in meiner Weihnachtsbäckerei.“ Er lacht und schließt wieder die Tür.